... mit Tunneln, Drehscheiben und Betriebswerken seit 1847
Wie bereits in unseren Beiträgen vom
- 02.02.2021 zum Thema Geschichte zum Löhner Bahnhof und vom
- 14.02.2021 Der Personenbahnhof Löhne mit Bahnsteigen und Gleisen ab 1917,
schrieb uns Martin Lorenz seine spannenden Erinnerungen und Recherchen rund um die Geschichte der Gleisanlagen, und des Bahnbetriebs am Bahnhof in Löhne.
An dieser Stelle noch einmal ein recht herzliches Dankeschön an die sehr aufschlussreichen, spannenden und, nicht nur für Geschichtsfreunde, interessanten Geschichten rund um unseren Löhner Bahnhof.
Auch diese Ausführungen möchten wir hier gerne in seinen eigenen Worten veröffentlichen.
Martin Lorenz ist selbst Löhner Bürger, sowie das Kind einer Eisenbahner-Familie, woher unter Anderem auch das Wissen und Interesse bei seinen Recherchen stammen. Außerdem engagiert er sich u.a. für die KULTURBANAUSEN unseres Vereins und ist Kreisposaunenwart im Kirchenkreis Herford.
Als 1847 mit der Eröffnung der Cöln-Mindener Eisenbahn auch der Eisenbahnbetrieb im Löhner Bahnhof zunächst nur für Güterverkehr begann, gab es auch schon dort die erste kleine Drehscheibe, um einzelne Güterwaggons auf mehrere Gleise zu verteilen, denn die ersten verfügbaren Weichen seinerzeit verursachten noch so manche Entgleisung.
Dieser Verladebahnhof lag bereits dort, wo er 1995 abgerissen wurde und wo wir nun bei Rossmann und dem Brillenmacher einkaufen oder als Schüler die Musikschule besuchen.
Viele Waren wurden hier ab 1847 zunächst noch nicht verladen, später verluden Löhner Landwirte ihre Schweine zum Transport in das Ruhrgebiet.
1855 bringt nun auch die Personenbeförderung...
… für den Löhner Bahnhof durch die neue Strecke nach Osnabrück und der Umstiegsmöglichkeit von Reisenden aus Richtung Köln-Bielefeld.
Die ersten beiden Empfangsgebäude von 1855 und 1860 befanden sich in Mittelage zwischen den beiden Strecken, sie wurden zunächst noch ebenerdig im Bereich des heutigen Lidl Parkplatzes am Güterbahnhof erreicht, man musste dafür das Osnabrücker Gleis überschreiten, natürlich nur unter der Aufsicht des Bahnhofspersonals.
Die Reisezüge machten zunächst nur einen Zwischenhalt in Löhne. Von täglich sechs Zugpaaren im Fahrplan von 1855 von Minden Richtung Cöln hielten immerhin vier, bei zwei Zugpaaren war es sogar der einzige Zughalt zwischen Minden und Bielefeld wegen des Umstiegs. Nach Osnabrück startete man erst nur mit zwei Personenzügen pro Tag. Aber es gab damit auch Umsteiger, die in Löhne über Nacht bleiben mussten; so entstand das erste Bahnhofshotel in Löhne 1861 an der Bünder Straße, wo es erst dem Lidl Neubau weichen musste.
1875 gewinnt Löhne ...
… mit der neuen Strecke nach Hameln noch mehr Bedeutung als Umstiegsbahnhof. Der Zustand, unter Aufsicht die Gleise auch für die Hotelgäste zu überschreiten, war nicht mehr tragbar. Auf der Südseite des Bahnhofgebäudes lag nun auch ein zusätzlicher Bahnsteig, an dem Züge Richtung Minden und Hameln hielten.
Dieser Bahnsteig wurde durch Treppen mit einem kurzen Verbindungstunnel an der Westseite zu den Bahnsteigen auf der Bahnhofgebäudeinsel verbunden. Dieses war der Umsteigertunnel, den Erich-Maria-Remarque in seinem weltberühmten Roman beschreibt. Die Soldaten wurden auf ihrer Stube vom Unteroffizier Himmelstoß auf ihre Reise in den Heimaturlaub vorbereitet. Auf seinen Befehl „Löhne umsteigen!“ krochen die Soldaten unter dem Tisch ihrer Stube von einer zur anderen Seite, um die Nutzung des Tunnels nachzuahmen. Aber auch der Zugang von der Bünder Straße wurde damals untertunnelt, wo man sonst die Gleise überquerte. Erst 1995 kam beim Abriss des Güterbahnhofgebäudes dieser schön gekachelte Tunnel wieder zum Vorschein, sein Einstieg war mitten auf dem jetztigen Lidl Parkplatz.
Mit diesem Tunnel gelangte man dann aber nun nur im Osten zur Bahnhofsinsel mit dem Gebäude, zum Umsteigertunnel im Westen ging man an der Südseite des Gebäudes entlang.
In einem Bericht der NW vom 22.8.1995 wird der damalige Leiter des Heimatmuseums Dr. Henke also zurecht mit den Worten zitiert, dass dieses nicht der Remarque´sche Umstiegstunnel sein könne. Das war eben der kurze Tunnel im Westen.

Von 1912 bis 1916/1917...
1875 brauchte die Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft für ihre in Löhne endenden und startenden Züge ein Bahnbetriebswerk mit Lokschuppen und einer Drehscheibe zur Drehung der Dampflokomotiven in Fahrtrichtung.
Es entstand am Südrand des Löhner Personenbahnhofes in Nähe der heutigen Kreisberufsschule. Mit der Drehscheibe wurden die Lokomotiven auch in die Gleise des Ringlokschuppens verteilt. Ihre Größe musste mit der Länge der Dampflokomotiven wachsen, anfangs Mitte des 19. Jhdt. 10 m, ab 1920 sogar bis zu 26 m.
Die Drehscheibe in Nähe des Personenbahnhofes hatte zuletzt die preußische Standardgröße ab etwa 1900 von 20 m Durchmesser erreicht.
… wurde dann alles mit dem neuen Rangierbahnhof umgebaut, die beiden getrennten langen Tunnel für Personen und Packgüter zu den neuen 5 Bahnsteigen entstanden, wie wir sie heute noch kennen. Der Personentunnel war bis zum Bau der Kreisberufsschule eine Sackgasse, bis er die heute Südtreppe erhielt und damit zum Durchgangstunnel wurde.
Das neue große Bahnbetriebswerk wurde im Dorf Löhne gebaut, hier kam eine 23 m Drehscheibe in Betrieb, die Lokomotiven auf 22 Gleise des Löhner Ringlokschuppens verteilen oder drehen konnte. Sie war noch bis 2002 betriebsfähig und wurde nun 2019 abgerissen. Ein Privatmann hatte hier bis 2002 noch seine von der DR übernommenen Dampflokomotiven 44 2687, 52 2202, 52 8083 und die Kleinlok 310 802 untergestellt.
Das alte Betriebswerk im Personenbahnhof wurde wohl noch weiterhin zum Teil für die Personenzuglokomotiven genutzt.
Nach 1950 wurde der Personenverkehr ...


… auf der Hamelner Strecke zunehmend auf Diesel und Akkutriebwagen der Baureihe 515 umgestellt, so dass der achtständige Lokschuppen abgerissen wurde. Ein neues Betriebswerk zog aber hier 1968 auf das Gelände, die Löhner Fahrleitungsmeisterei nach der Elektrifizierung der Hauptbahn Hannover – Hamm.
Eine kleine Waggondrehscheibe war am Ende des dreigleisigen Gleisanschlusses bei der Firma Stodiek noch lange im 20. Jahrhundert in Betrieb, um einzelne Waggons zu einem anderen Betriebsteil in einer Kehrtwendung zu bringen. 1989 wurde der ganze Betrieb eingestellt.